Lieber Herr Doctor. Ihr schöner Brief hat mir wahrhaft wohlgetan. So sicher ich bei dem Dichter des »
Kinderlands« auf vollkommenes Verständnis gefasst sein durfte (Ihre Bedenken hinsichtlich des
Schlusses theil ich sogar – seit einiger Zeit erst); die warme menschliche Antheilnahme die
Sie an meinem Schaffen haben und deren ich immer gewiss war, hat sich selten so lebhaft
ausgedrückt als in Ihren letzten Worten, für die ich Ihnen freundschaftlichst die
Hand drücke. –
Ich danke auch für die Einladung zur
Bahr Feier u bitte zugleich um Entschuldigung, daß ich nicht kommen werde. Sie wissen
ja, daß ich mich (aus Gründen, die nicht ausschließlich nervöser Natur sind) von solchen
Veranstaltungen wenn es nur irgend angeht fernhalte (das
Hauptmann Bankett war eine Ausnahme, weil ich, nach einem Misverständnis zwischen
Hauptmann u mir die Gelegenheit benutzen mußte ihm zu begegnen) – auch
Bahr (der übrigens glaub ich dasselbe thut) kennt diese meine Gepflogenheit und wird fern
davon sein mir mein Ausbleiben übel zu nehmen. Sie aber, lieber Freund, bitt ich um
das gleiche – und zugleich um Mittheilung wo Ihre
Rede ausführlich im Druck erscheinen wird. Wie sind Ihre Sommerpläne? Wir wollen Anfang
Juli einige Wochen fort sein, und dann bis gegen Ende Juli in
Wien verbringen. Ein baldiges Wiedersehen erhoffend und mit herzlichen Grüßen