Tagebuch von Arthur Schnitzler, 25. 6. 1922

25/6 S. Der Strike ist ausgebrochen.–
Spaziergang PötzleinsdorfNeuwaldegg; unerfreuliche Unterbrechung. Zwei junge Radfahrer fuhren von hinten in mich herein, ausweichend stießen sie zusammen, stürzten, besonders der eine schien erheblich verletzt. Sie versuchten mich verantwortlich zu machen, ich verwies sie sehr energisch, war behilflich; bettete ihn auf eine Wiese;– führte den Verletzten mit seinem Collegen (Spengler und Elektriker) zur Wachstube Neuwaldegg Mauthaus; machte dem Kommissär meine Angaben – wartete, bis das Sanitätsauto den Verletzten (wahrscheinlich Schulterluxation) abgeholt.– Zurück;– treffe Siegfried Löwy und Verleger Weinberger. Habe leichte Schmerzen im rechten Arm, denke an »sympathische Sensationen« – bis ich zu Hause entdecke, daß auch ich bei dem Zusammenstoß eine Prellung und Extravasat. am r. Unterarm erlitten.–
Nm. mit Heini »Tod und Verklärung«. Gespräch über Mahler und Strauß (ich vergleiche . . . Michel AngeloBernini).
– Am »Verführer«.
Poldi Andrian und Robert Michel. Andrian über seine finanz. Transactionen, sein neues Haus in Aussee;– läßt sich von mir über musikal. Dinge aufklären (in Paris hat ihm ein neuer bekannter Componist Schönberg als den größten genannt, den das »Schwein« Strauß nicht aufkommen lasse).– Über Bahr, mit dem A. ganz auseinander;– Bahrs Wurzel »der Lausbub«.–