Der blinde Componist Rudolf Braun, Einladung zu musikalischen Aufführungen seiner Werke. Er ist blind geboren, spricht
von seinem Naturgefühl, seinen Ausflügen, empfindet sein »Gebrechen« nur als gelegentliche
Unannehmlichkeit – die »sentimentale Auffassung« seines Leidens soll in die hinterste
Ecke geworfen werden.–
Nachmittag mit O. ins Trauerhaus Lichtenfelsg. 7, das ich noch nie betreten. Gleich wieder Bahr – Ich sage ihm: »Du solltest doch endlich einmal diesen Bann brechen –« Vor der Kirche. Fuhr mit Salten heim; Erinnerungen an Burckhard; über »das stärkere Band«. Meine wahre Meinung sagt ich ihm natürlich nicht. In solchen Beziehungen ist Wahrheit
fast unmoralisch, unnütz gewiß. Er wird wahrscheinlich Burckhards Nachfolger beim Fremdenblatt.–
Correcturen durchgesehn. »Sterben« zu Ende. Ein begabtes aber peinliches Buch (in tieferm Sinn).–
Kommentar
Bann brechen] Sich nur mehr auf Beerdigungen zu treffen. Vgl. , , .
Nachfolger beim Fremdenblatt] Von 1912 bis zur Einstellung 1919 arbeitete er für die Zeitung.
Überlieferung
Druck 1
Arthur Schnitzler: Tagebuch 1909–1912. Hg. Richard Miklin, Maria Neyses, Susanne Pertlik,
Walter Ruprechter und Reinhard Urbach hg. v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Unter Mitwirkung
von Peter Michael Braunwarth. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
1981.
Tagebuch von Arthur Schnitzler, 18. 3. 1912. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 27. 9. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-887F-B.